Dal giardino (54)
5 marzo 2024
Ciao a tutte e tutti,
in meiner Zeit in Berlin habe ich nie (junge) Bäume gepflanzt, obwohl ich es öfters im Sinn hatte. Das neue Pflegekonzept für den Park der Villa Massimo beinhaltet glücklicherweise nicht nur die Pflege der Gehölze und Parkflächen, sondern es geht auch um die Erhaltung (und Erweiterung) des Baumbestandes. Da Bäume nicht ewig lebensfähig sind, müssen sie früher oder später ersetzt werden. Die Baumgestalten, die wir in den letzten drei Jahren fällen mussten, waren nicht mehr ausreichend standfähig oder von innen heraus krank. In den letzten beiden Jahren wurden demzufolge 21 Bäume neu gepflanzt, wobei einige von ihnen noch sehr jung sind. Bei der Auswahl der Bäume lag mein Augenmerk auf dem Nutzen für Bienen und alle Arten von Bestäubern. Natürlich spielt die Klimaverträglichkeit eine große Rolle und auch die Möglichkeit, in der Zukunft Früchte zu ernten. Unsere Obstbäume werden zurzeit leider von den grünen Sittichen geplündert, die Mandelblüten ebenso. Jedoch wird es bald Blüten und Früchte geben, mit denen die Bande nichts anzufangen weiß. Da denke ich an Esskastanien und an Schoten des Karobbaums, denn diese steinharten Früchte werden wir ernten.
Der Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) war mir nie unbekannt. Als ich vor nicht allzu langer Zeit einen Haufen dunkelbrauner Schoten auf dem Markt vor mir liegen sah, wurde meine Neugierde geweckt. Die Schoten erinnerten mich an Steppen, an Gebiete mit heißen trockenen Sommern, an das Landesinnere von Sizilien oder an Kreta – bergige und steinige Mittelmeerregionen. Den Römern war der Baum bereits bekannt, lese ich, er wird seit vielen tausend Jahren im Mittelmeerraum kultiviert. Weil jedes Samenkorn exakt 200 Milligramm wiegt, – very consistent in size – wurde der Samen als Gewichtseinheit zum Wiegen von Diamanten und Edelsteinen verwendet: Carat kommt von Carob. Spectacular.
Die Samen keimen das ganze Jahr über – das ist geradewegs fantastisch, denn viele Samen keimen nur zu einer bestimmten Zeit. Als Alfredo T. und Michelle G. die Glockenrebe aussäten, die heute das Panorama delle Api überwächst, hat es anfangs nicht geklappt. Das Saatgut verhielt sich still (von November bis Anfang Februar) und alle Versuche führten ins Nichts. Es wartete bis Mitte Februar. Dann fing es endlich an zu keimen. Dem Karobbaum scheint der Zeitpunkt zur Keimung nicht so wichtig zu sein.
Er ist zurzeit im Gespräch: als Baum für ein besseres Lebensklima. Seine Früchte sind Superfood und eine echte Alternative zur Schokolade aus Kakao. In diesem Sinne wird er in Zukunft bedeutsamer werden, denn wenn man sich vorstellt, dass für die Produktion eines Kilogramms Schokolade 24 000 Liter Wasser nötig sind und aufgrund des Klimawandels die Regionen, in denen zurzeit Kakao erwerbsmäßig angebaut wird, wie beispielsweise die Elfenbeinküste und Ghana, höchstwahrscheinlich in Zukunft nicht mehr in der Lage sein werden, Kakao anzubauen, dann soll es Alternativen geben mit deren Anbau wir heute bereits beginnen können.
Der Karobbaum braucht nur ein Zehntel des Wassers, welches eine Kakaopflanze im Laufe des Jahres verbraucht. Es heißt, er kann mit weniger als 350 Millimeter Regen pro Jahr wachsen. Er wächst auf armen Böden, die er im Laufe der Zeit mit Nährstoffen anreichert (Leguminose) und steht lieber sonnig als schattig. Die Bäume brauchen sechs bis sieben Jahre bis zur ersten Blüte und etwa zehn Jahre bis zum ersten Ertrag. Außerdem kann er mehr als hundert Jahre leben und in guten Zeiten hundert Kilogramm Früchte pro Jahr erzeugen. Die Blüten erscheinen im Herbst zusammen mit den Früchten, also zu einer Zeit, in der normalerweise nicht so viel blüht. Das könnte auch für die Bienenvölker interessant sein. Der Baum ist immergrün und wird nicht sehr hoch.
Carl B. aus Studio 2 hat wirklich einen grünen Daumen. Ich gab ihm eine Schote, gefüllt mit Samen. Er hat die Samen innerhalb kürzester Zeit zum Keimen gebracht und mir vor ein paar Tagen sechs kleine Sämlinge überreicht. Einen habe ich schon verschenkt, ein zweiter steht bei mir zu Hause. Jetzt sind es noch vier Sämlinge, die im Park der Villa Massimo wachsen. Bis sie ein wenig größer werden, finden wir bestimmt auch den passenden Pflanzort für sie. Bis dahin bleiben sie unter meiner Obhut: nachts ist es zu kühl für die Kleinen, sie bleiben auf der Fensterbank drinnen stehen – tagsüber sind sie draußen. Sie lassen sich schon jetzt von der Sonne wärmen und wiegen sich leicht im Wind.
Viele Grüße
Erika