Dal giardino (43)

25. September 2023
Ciao a tutti,
der Park wurde zu einer Zeit geplant, in der Grünflächen in erster Linie zu einem herrschaftlichen Haus gehörten, in unserem Falle zur Villa und zu den Werkstätten. (nach innen gerichtet) Der Park diente zuallererst der Architektur und die weitläufigen Rasenflächen zusammen mit den Alleen gaben dem Anwesen etwas Luxuriöses. Es gab eine räumliche Trennung zur sich entwickelnden Stadt vor der Gartenmauer. Die Grünfläche gehörte zum privaten Raum; sie diente der Erholung, dem Repräsentieren, dem Spazieren gehen…
Heute denken wir viel eher in Netzwerken und versuchen das Singuläre einer Fläche aufzuheben und ihr einen Wert im planetarischen Netzwerk zu schenken. Wenn wir den Blick nach außen richten, wird es gleich komplexer: denn dann geht es nicht in erster Linie um den Eigennutzen des Parks, sondern um die ökologische Bedeutung der Grünfläche in einer großen Stadt wie Rom. Das Gartenparkprojekt versteht den Park als Teil der römischen Stadtnatur. Die Frage lautet, inwiefern können wir den ökologischen Wert der Grünfläche steigern und dadurch einen Mehrwert (für alle) erzeugen und gleichzeitig Bereiche zur Inspiration schaffen, die sich mit dem HEUTE auseinandersetzen.
Dabei spielen die Honigbienen eine große Rolle, denn sie sind u.a. Meister im Vernetzen. Bienen fliegen über Grenzen hinweg, wenn sie auf der Suche nach Nektar, Wasser und Blütenstaub sind. Sie verstehen es, einen energetischen Raum zu schaffen, der nicht auf den ersten Blick sichtbar, jedoch spürbar ist. Bienen fliegen bis zu 3 km weit. Sie bilden ein dichtes Netzwerk aus Flügen, das sich weit über die Umgebung ausdehnt. Wenn wir einen Kreis um den Park ziehen würden, dann fliegen die Bienen sogar bis in den Park der Villa Ada.
Bienen brauchen vor allem guten Nektar, reinen Blütenstaub und sauberes Wasser. Das sind die Grundelemente zur Ernährung und zur Erzeugung von Honig.
Unser „patrimonio futuro“, der Baumbestand, den wir in der heutigen Zeit pflanzen setzt sich vor allem aus Bäumen zusammen, die für Bienen von Bedeutung sind.
So entsteht ein dauerhafter Ort für Honigbienen und Wildbienen gleichermaßen und natürlich für Imkerei. Es soll noch in 100 Jahren möglich sein, hier Honig zu ernten! Denn insgeheim wissen wir, dass ein Ort, an dem Bienen fliegen, ein guter Ort ist.
Bei der Auswahl der Bäume, die wir im vorigen Jahr pflanzten – es war eine Ersatzpflanzung für Bäume, die gefällt werden mussten – lag mein Augenmerk deswegen auf der Auswahl von Trachtbäumen. Das sind Bäume, die einen besonderen Nektar produzieren, der für Bienen besonders attraktiv ist und deswegen in großen Mengen eingetragen wird. Daraus kann Honig entstehen. Honig ist im Grunde ein Überschuss. Die Bienen versorgen zuerst sich selbst und lagern danach das, was Zuviel ist, im oberen Teil der Bienenbeute ab. Honig hat deswegen immer etwas mit Luxus zu tun. Er entsteht nur dann, wenn es ein Meer aus Blüten gibt. Ein Prinzip der Bienenwelt lautet: Das Gute entsteht aus der Fülle heraus. Die Fülle erzeugt die Dynamik und gibt den Impuls.
Zu den 12 Bäumen im Jahr 2022 zählen unter anderem: Judasbäume, die im Frühjahr blühen; der Blauglockenbaum, der sich im Frühsommer mit blauviolett farbigen Blüten anschließt; danach die Esskastanien in gelb-grün und schließlich die Schnurbäume in derselben Farbe. So ergibt sich ein Trachtenband, das von April bis August die Nektarversorgung garantiert. Und im besten Falle gelingt es demder Imkernin, den Zeitpunkt im Jahr zu erkennen, an dem die Zusammensetzung der Blütensäfte ein geschmacklich interessantes Honigerzeugnis ermöglichen und es den Bienen gelingt, dies auch herzustellen.
Es wird in diesem Jahr wieder eine Pflanzung mit 9 Bäumen geben. Die zweite Ersatzpflanzung, in diesem Falle für die Robinien, die auf den Terrassen standen. Wegen der Zunahme an unvorhersehbar starken Stürmen, haben wir uns entschieden, die nicht mehr standhaften Bäume zu fällen und an ihrer Stelle junge Bäume zu pflanzen.
Der Robinienhain (Foto), der seit einem halben Jahr wächst, zeugt davon. Die Überlebenskunst der Robinien besteht darin, aus den Wurzeln Schösslinge zu bilden, deren Versorgung noch von der alten Baumwurzel ausgeht, obgleich der Stamm gekappt wurde und eigentlich die Zugkraft für Wasser und Nährstoffe fehlt. Es gibt ein Kräftegleichgewicht zwischen den Schösslingen – die schon die Kraft haben, Wasser und Nährstoffe zu ziehen – und der Energie, die noch in der Wurzel steckt. Sie haben einen unglaublichen Überlebenswillen, der sich in der starken Ausschlagskraft zeigt. Die Schösslinge sind mittlerweile zu kleinen Bäumen geworden. Es geschieht in Windeseile, man kann ihnen direkt beim Wachsen zusehen. Robinien zählen aus diesem Grunde auch zu den invasiven Pflanzen. Sie breiten sich stark aus und verändern dabei auch die Bodenverhältnisse. Als Vertreter der Leguminosen sind sie in der Lage, Luftstickstoff aufzunehmen und ihn umzuwandeln. Die Blätter sind stickstoffreich. Wenn sie zu Boden fallen und sich zersetzen, reichert sich der Boden mit Stickstoff an. In unserem Falle spielt es keine Rolle, denn wir schenken ihnen diesen Raum.
Für mich ist der Robinienhain ein Sinnbild für die Transformation bestimmter Gartenbereiche in zeitgenössische Lebensräume. Dort darf sich entwickeln, was (da) ist oder eben ankommt. Wir versuchen die Pflanzen anschließend im Zaum zu halten, um die Flächen als Räume kontrollierter Wildnis in den bestehenden Park zu integrieren. Die Bereiche sollen uns am ständigen Spiel zwischen Überlebenskampf und Überlebenskunst teilhaben lassen.
Inwiefern der Robinienhain als Baumpflanzung für die Stadt Rom anerkannt wird, muss noch verhandelt werden...
Weitere Vorschläge für die Ersatzpflanzung sind Mandelbäume, denn sie blühen im zeitigen Frühjahr, und die Bienen, die schon in Sammellaune sind, erzeugen einen köstlichen, rötlich schimmernden Honig aus Mandelblütennektar (Foto) (, der erstaunlicherweise nussig schmeckt). Die Stadt Rom schlägt außerdem (9) Linden vor – wir nehmen eine Linde mit ins Programm auf. Die Sommerlinden sind an sich schöne Trachtbäume, die im Juni blühen und einen herrlichen Duft verströmen. Wir wollen jedoch weiter am Trachtenband arbeiten und keinen Schwerpunkt auf die Sommerblüte legen. Es werden noch Esskastanien dazu kommen, denn sie dienen nicht nur den Bienen als Nektarquelle, sondern erzeugen Kastanien/Maronen. Die Gewinnung von Kastanienmehl bleibt noch lange Zeit Zukunftsmusik, aber soll eines Tages möglich sein.
Als exotischer Baum wird eine Macadamia Nuss wachsen. Ich habe vor kurzem einen circa zehn Meter hohen Baum mit Früchten gesehen. Er steht in einem Palmengarten in Gaeta, im Süden des Latiums, geschützt zwischen hohen Palmen und erzeugt herrliche Früchte. Für die Bestäubung von (australischen) Macadamia Bäumen braucht es vor allem Wildbienen und andere Insekten, so fand man heraus, dass ihn auch Honigbienen bestäuben. Der Nussbaum wird uns in Zukunft also zeigen, wie vielfältig unsere Bestäuberwelt im Park ist. Er ist anscheinend ein Zeigerbaum für ökologische Gartenprojekte im subtropischen Raum.
Viele liebe Grüße,
Erika
PS: Der Safran (Foto) spitzelt aus der Erde im Gemüsegarten und die Auberginen sind erntereif :).