Dal giardino (46)
7. November 2023
Ciao a tutt*,
der Regen lässt die Zitrusfrüchte in ihren schönen Farben leuchten. Es geht dieses Mal um die agrumi - die goldenen Äpfel. Zitruspflanzen haben eine lange Kulturgeschichte, die im indischen Assam, am Fuß des Himalayas beginnt. Sie gedeihen am besten in einem milden Klima mit vielen Niederschlägen. Im Park gibt es eine große Sammlung an Zitrusfrüchten: Zitronen, Süßorangen, Bitterorangen, Pampelmusen, Mandarinen und eine Zitronatzitrone.
Geschmacklich und botanisch bewegen sich die Zitrusfrüchte zwischen der Mandarine, die fruchtig ist und der Pampelmuse, die bitter ist. Als dritte Ursprungsform wird die Zitronatzitrone genannt. Alle Zitrusfrüchte lassen sich auf diese drei Arten zurückführen.
Die Zitronen stammen aus China. Sie sind aus der Kreuzung von Zitronatzitrone und Bitterorange entstanden, wobei die Bitterorange eine Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse ist.
Zitronen werden seit 4000 Jahren kultiviert. Es gibt botanisch gesehen also keine Zitrone. Sie ist rein aus der Kultur heraus entstanden und heute aus dem gesamten Mittelmeerraum nicht mehr wegzudenken. Geschichtlich gesehen kam die Zitrone vor der Orange nach Rom, nämlich über die Expansion des Römischen Reichs Richtung Osten. In den Gärten Persiens wurde sie bereits gepflanzt und verehrt. Übers Mittelmeer kam sie schließlich nach Rom. Während die Orange erst im zwölften Jahrhundert aus Spanien (über Nordafrika) nach Rom kam.
Zitruspflanzen sind Kultpflanzen in mediterranen Gärten. Die Zitrone wird wegen ihrer besonderen Eigenschaften hochgeschätzt. Sie ist gesund, hat einen tollen Geschmack, einen fantastischen Duft und schaut auch noch gut aus.
Im Park gibt es verschiedene Zitronenbäume und -bäumchen, deren Reifezeiten schwanken. Die meisten Früchte beginnen Anfang Dezember zu reifen, andere brauchen länger. Denn die Reifezeit bewegt sich zwischen sechs und neun Monaten. Je nach Zeitpunkt der Blüte/Bestäubung verschiebt sich also die Fruchtreife. Die Pflanzen blühen ab Ende Februar und Anfang März und manche blühen sogar nochmal im Oktober. Zitronen werden von den Bienen lediglich besucht und sind zur Bestäubung nicht (wirklich) notwendig.
In Zeiten der Globalisierung und des Klimawandels haben es die Zitrusbäume im römischen Stadtgebiet nicht immer leicht. Sie leiden unter Parasiten und Pilzen. Wir behandeln die Bäume deswegen in den Monaten Mai, Juni und September mit Neemöl. Neemöl ist ein biologisches Pflanzenschutzmittel. Bislang gelingt es uns, die Schädlinge in Schach zu halten.
Die Reifezeit der meisten Zitrusfrüchte beginnt Ende Oktober und endet Anfang März. Die Reihenfolge lautet in etwa so: Pampelmusen, Süßorangen, Mandarinen, Zitronen, Limetten, Bitterorangen, Zitronatzitronen.
Die Pampelmusen werden leider noch von einem anderen Schädling geplagt, gegen den wir (noch) nicht gespritzt haben: Es ist eine Art Fruchtfliege, die ihre Eier in die Früchte legt.
Wenn ihr die Früchte presst, kann es vorkommen, dass sich kleine Würmer zeigen. Wenn wir dies vermeiden möchten, müssen wir in die offene Blüte spritzen – das ist hart, vor allem, weil sie so schön duftet und die Bienen auch dorthin fliegen. Was denkt ihr darüber?
Die Süßorangen – sie stehen jeweils vor Studio 2 und hinter dem Haupthaus – sind noch nicht ganz reif. Sie brauchen noch ein paar Tage. Im letzten Jahr waren sie Mitte Dezember am schönsten. Sie sind roh zu verzehren. Ein Traum.
Im Silbergarten stehen vier kleine Mandarinenbäume: drei kleine, die noch keine Früchte tragen, aber dafür ein größerer Strauch, der voll behängt ist. Die Mandarinen brauchen auch noch ein paar Tage. Sie färben sich bereits schön orange.
Die Zitronatzitrone ist etwas ganz Besonderes. Wir haben leider nur einen kleinen Strauch, der im Silbergarten hinter der Villa steht. Sie hat eine sehr dicke Schale und kaum Fruchtfleisch. Sie wird in erster Linie kandiert, seltener roh gegessen. Die Frucht wurde immerzu verehrt, schon in den indischen Veden vor 10 000 Jahren erwähnt und dem Gott des Reichtums und der Schätze der Welt zugeschrieben.
Die Zitronen sind noch grün. Sie brauchen kühlere Temperaturen, um sich gelb zu verfärben. Die Früchte sind reif, wenn ihre Haut glänzt, sie nicht mehr ganz hart sind, und sich ein wenig drücken lassen. Ist ihre Haut gespannt, sind sie unreif. Alle Früchte werden zur Ernte mit einer Gartenschere geschnitten – mit Ausnahme der Pampelmusen, die einem direkt in die Hand fallen.
Die Zitronen sind für alle da. Im letzten Jahr hatten wir so viele Zitronen und Bitterorangen, dass wir Anfang Februar daraus Marmelade gekocht haben. Liza Dieckwisch hatte die Initiative ergriffen. Bisher schaut es so aus, als gäbe es wieder eine reichliche Ernte: Zitronen und Bitterorangen gleichermaßen. Ob wir die Früchte hier verarbeiten oder ob wir sie abgeben, das entscheiden wir im Januar. Ihr könnt euch dazu gern Gedanken machen.
Viele Grüße,
Erika
PS: Die Safranernte ist bereits abgeschlossen. Dank an Saskia, Yael und Sebastian für ihre Hilfe. Die Staubfäden trocknen noch. Sie brauchen in der Regel 100 Tage bis sie ihren Geschmackskörper gänzlich entwickelt haben.