Dal giardino (48)
12. Dezember 2023
Ciao a tutt*,
gestern Nachmittag ist im Park überraschenderweise ein Duft aufgetaucht. Ich war mit Liza Dieckwisch, (die im Februar diesen Jahres unter anderem die köstliche Bitterorangenmarmelade für euch eingekocht hat) im Garten spazieren, als ihr beim Experimentiergarten der Duft auffiel. Bei genauerem Betrachten sahen wir das weiße Leuchten der Blüten. Die Bäume stehen in diesen Tagen in voller Blüte da.
Die Japanische Wollmispel (Eriobotrya japonica) blüht heuer vier bis fünf Wochen später. Es ist ein außergewöhnlich anpassungsfähiges Gehölz, das ursprünglich aus China kommt. Der blühende Baum verströmt einen delikaten, mandelartigen Duft. Leider wirft er in diesem Jahr die noch blühenden Blütenbüschel ab. Unter den Bäumen liegen sie überall verstreut. Ihr könnt sie euch gern ins Zimmer holen, denn sie duften herrlich weihnachtlich.
Die Japanische Wollmispel wird seit Langem in Asien kultiviert. Vor tausend Jahren gelangte sie von China nach Japan. In Europa verbreitet sie sich seit dem 18. Jahrhundert, nachdem sie in den botanischen Gärten in Paris und Neapel als Ziergehölz bewundert wurde. Heute ist sie überall im Mittelmeerraum zu finden. Meist wird sie als Ziergehölz in Parks und Gärten gepflanzt, kann jedoch auch als Obstbaum kultiviert werden, denn ihre Frucht ist sehr gesund. In der chinesischen Mythologie wird sie wie folgt beschrieben:
Es hieß: Wollmispelfrüchte, die in die Flüsse fielen, gaben den Koi oder Karpfen die Kraft und den Wunsch, gegen die Strömung und Wasserfälle hinaufzuschwimmen und sich in mythische Drachen zu verwandeln. Die Wollmispel gilt daher als ein glücksverheißendes Ding, das ein glückliches und unbeschwertes Leben symbolisiert.
Ich bin von diesem Baum fasziniert, denn er wirkt auf den ersten Blick eher gewöhnlich, überrascht jedoch mit genialen Eigenschaften. Er wächst ohne besondere Pflegemaßnahmen, wird bislang nicht von Schädlingen befallen, braucht wenig Wasser, bietet Schatten im Sommer, kühlt und reinigt die Luft mit seinen großen Blättern. Er blüht im Herbst/Winteranfang, wenn es kaum Blüten für Bienen und andere Insekten gibt, wirkt dann als Bienenweide mit der Option auf eine mögliche Honigernte, bildet essbare Früchte aus, sät sich gern aus und wächst an Stellen, wo sonst nicht so viel wachsen will. Das ist aus gärtnerischer Sicht fantastisch. Die Früchte reifen im Mai und müssen sofort verarbeitet werden. Frisch vom Baum schmecken sie am besten. Ob es im nächsten Jahr überhaupt Früchte gibt? Denn die Bestäubung der Honigbienen bleibt in diesem Jahr aus. Es ist zu kalt, um auszufliegen. Außerdem ist die Produktion von Nektar bei den kühlen Temperaturen eingeschränkt. Der Regen ist auch nicht förderlich. Wir werden es in einem halben Jahr sehen.
Nächste Woche gibt es für jedes Studio ein Päckchen Safran. Saskia und ich werden am Mittwoch bei Euch vorbeikommen. Die Ernte von Safran erfolgte in der letzten Oktoberwoche. Seitdem trocknen die Staubfäden in Studio 5 (und ein Teil war auch in Studio 6). Safran zählt zu den teuersten Gewürzen der Welt, deswegen ist es immer ungewiss, wie gut die Qualität von gekauftem Safran ist. Seit dem Klimawandel wird es in der Himalaya Region immer schwieriger, Safran anzubauen. Es könnte sein, dass durch die klimatischen Veränderungen neue Regionen für den erwerbsmäßigen Anbau von Safran entstehen. Im Garten der Villa Massimo wächst er nun im zweiten Jahr. Nach vier bis fünf Jahren muss er umgepflanzt werden.
Außerdem reifen die Zitronen und färben sich gelb. Sie brauchen noch ein paar Tage bis sie pflückreif sind. An den großen Bäumen, der eine steht hinter der Galerie , der andere beim Experimentiergarten , hängen mehr als tausend Früchte pro Baum. Sie werden uns den ganzen Winter über begleiten.
Viele liebe Grüße,
Erika