Dal giardino (49)
19. Dezember 2023
Ciao a tutt*,
die Wiesen im römischen Stadtgebiet sind längst wieder ergrünt. Es erinnert nichts mehr an die trockenen braunen Wiesen während der Sommermonate. Wir möchten die Rasenflächen mit der Zeit in Wiesen umwandeln. Deswegen werden sie nicht mehr gedüngt und seltener geschnitten. Sie sollen ein Eigenleben entwickeln und je nach Jahreszeit unterschiedlich wirken. Im frühen Winter sind es vor allem die Malven, die den Stadtwiesen eine heitere Struktur verleihen. Malven zählen zu den ausdauernden Stauden. Im Park wachsen sie vor allem auf der Bienenwiese und in der Nähe des Gemüsegartens. Alle Kräuter, die auf den Wiesen wachsen, können gegessen werden.
Wilde Malven sind uralte Heil- und Gewürzpflanzen. Ihre gute Wirkung ist schon seit der Antike bekannt. Sind die Wilden Malven, die heute im Stadtgebiet wachsen also seit mehr als zweitausend Jahren Teil der römischen Stadtnatur? Ihre Genügsamkeit und ihre Anpassungsfähigkeit könnten das vermuten lassen. Sie ähneln in ihrer Art dem Mohn (Papaver). Wilde Malven sind Pflanzen aus alten Kulturlandschaften, die sich nicht von der Urbanisierung aufhalten ließen, sondern – ganz im Gegenteil – auch im heutigen Stadtgebiet ihren festen Platz haben.
Malven blühen in Rom nahezu das ganze Jahr über. Sie sind die ersten, die nach dem heißen Sommer austreiben und Blütenstaub für die Bienen bereitstellen. Im September ist es herrlich zu beobachten, wenn Bienen von Kopf bis Fuß weiß bepudert in die Stöcke zurückfliegen. Weißer Blütenstaub von Malven ist fein wie Sternenstaub. Im Honig taucht der Nektar auch auf. Inwiefern Malven als Trachtpflanze gelten, kann ich nicht sagen. Sie sind jedoch eine wichtige Nahrungsquelle für viele Bienen- und Schmetterlingsarten.
In der römischen Küche werden frische Malvenblätter verwendet. Das Restaurant, das sie am besten zubereitet ist das Piatto Romano in Testaccio. Wer Wildkräuter probieren möchte, sollte dort reservieren. Die Zubereitung von Brennnesseln, Malven, Borretsch und Zichorie sowie die Stängel von Cardo (einer Distelart, die mit der Artischocke verwandt ist) gelingt ihnen außergewöhnlich gut. Die Blätter werden abgewaschen, in der Pfanne mit Öl, Knoblauch und Peperoncini erhitzt und sind schon fertig. Es hört sich einfach an, aber es gelingt nicht jedem. Ihr könnt im Park Malvenblätter und Brennnesseln finden, im Gemüsebeet wachsen sogar ein Borretsch, und ein wenig Zichorie. Auf den Märkten gibt es die Blätter auch zu kaufen.
Liza Dieckwisch war für ein paar Tage zu Gast in der Villa. Sie hat wieder einmal aus den Zitrusfrüchten köstliche Marmelade und Dessert hergestellt. Ich habe sie gebeten, eines ihrer einfachen Rezepte mit uns zu teilen. Die Zitrusfrüchte sind nicht nur wunderschön anzusehen, sie sind auch göttlich im Geschmack.
Ich wünsche euch schöne Weihnachtstage.
Mit vielen Grüßen,
Erika