Dal giardino (52)


20. Februar 2024

Ciao a tutte e tutti,

Mitte Februar blühen die Mandelbäume im Park der Villa Massimo. Das Blütenmeer ist traumhaft. Mandelbäume haben etwas Königliches an sich. Das heißt, sie sind mit guten Gaben gesegnet. Für Bienen und viele andere Bestäuber sind sie eine erste Quelle für frischen Blütenstaub, für Blütenliebhaber eine Augenweide. Ihre Früchte schmecken traumhaft unter anderem als Gebäck, als salzige Mandeln, als Mandelöl und sie finden in der Kosmetik Anwendung.
Ich schreibe in den Gartenbriefen jedes Jahr über sie (#13, #36), denn sie sind so facettenreich. Die schönen weißen und rosa Blüten gleichen in ihrer Anmut Japanischen Kirschblüten. Prunus dulcis wird die Mandel botanisch genannt – die „süße Kirsche“. Gemeint ist die Süßmandel. Dann gibt es natürlich viele Sorten, auch die Bittermandel – in Deutschland gab es früher (erwerbsmäßig) die Krachmandel.

Die Mandel wird seit mehreren tausend Jahren kultiviert. Sie stammt aus dem Fernen Osten und hat ihr orientalisches Wesen nie verloren. Es gibt eine Vielzahl von italienischen Süßspeisen, die auf Mandelmehl basieren. Es ist vor allem das sizilianische Gebäck, das unwiderstehlich gut ist. Es verbindet das Zuckersüße des östlichen Mittelmeerraums mit dem erlesenen Geschmack der Sizilianer.

Die Mandelblüte zählt im phänologischen Kalender zum Frühling. Das phänologische Jahr richtet sich nach den Erscheinungsformen der Pflanzen und Tiere ¬¬– im Gegensatz zum kalendarischen Jahr, dessen Frühlingsbeginn immer gleich ist (am 20.3.). Anhand von Beobachtungen, die sich auf Blütenbeginn, Blattaustrieb, Fruchtansatz etc. beziehen, lassen sich bei der Betrachtung von langjährigen Beobachtungsreihen Rückschlüsse auf Klimaveränderungen schließen. Es gibt einen Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling. Ich meine, die Mandelblüte fällt (in Rom) in den Erstfrühling, denn im Vollfrühling blühen alle anderen Obstbäume – das heißt der Vorfrühling ist bereits vorbei.

Seit Januar wachsen drei junge Mandelbäume im Park. Jetzt sind es insgesamt sieben Mandelbäume. Es könnten siebzehn Bäume sein, denn sie sind pflegeleicht und als Blütenstaublieferant im frühen Frühjahr für alle Bestäuber goldwert. Der Blütenstaub als Pollenhöschen an den Bienenbeinchen klebend, hat eine gelblich-gräuliche Farbe – meint man gar nicht, wenn man die zart rosafarbigen Blüten sieht. Der Nektar ist übrigens dunkel gefärbt und hat einen nussigen Geschmack, wenn er zu Honig verarbeitet wird. Ob die rötliche Farbe im letzten Frühjahrshonig auch von den Mandelblüten kam?

Das Blütenmeer der Bäume verzaubert diejenigen, die sich die Zeit nehmen, es zu betrachten. Die Mandeln, also die Samen der Bäume, reifen in der heißesten Zeit des Jahres, im Sommer, wenn nahezu kein Regen fällt. Eine Ernte der schönen Früchte bleibt leider aus, denn die wenigen Früchte, die sich entwickeln, fallen unreif zu Boden, denn sie sind von einem Schädling befallen. Bei der geringen Menge lohnt es sich nicht, in die offene Blüte zu spritzen (und die Bienen zu gefährden), um Schädlinge abzuwehren, die sich in der entstehenden Frucht entwickeln. Denn im Grunde sind es die Sittiche, die den Großteil der Blüten räubern und dagegen würden nur Netze helfen. Aber das wäre nochmal ein ganz eigenes Projekt – ein Netz-Projekt für alle Früchte tragenden Bäume.

Wer sich die Blüten genauer anschaut, dem fällt auf, dass der Blütenboden unterschiedliche Farben aufweist. Blüten und Bienen spielen zusammen und haben sich zu gegenseitigem Nutzen entwickelt. Auf den Blütenblättern zeigen Blüten normalerweise an, ob die Blüte noch zu bestäuben ist und die Blüte demzufolge Nektar bereithält, oder ob der Vorgang der Bestäubung schon abgeschlossen ist und es deswegen auch keinen Nektar mehr gibt. Die allermeisten Blütenmale sind für das menschliche Auge nicht sichtbar. Bei der Mandelblüte und bei den Blüten der Rosskastanie verhält es sich anders, da sehen wir es. Rot bedeutet, dass die Blüte bestäubt ist, Gelb bedeutet, dass sie noch zu bestäuben ist.

Wer eine feine Nase hat, dem empfehle ich gegen Mittag einen Spaziergang zu den blühenden Bäumen zu unternehmen. Im Convivio steht die Süßmandel und vorne beim Eukalyptus am Haupteingangstor steht unter anderem die kleine Bittermandel. Es ist vor allem die kleine Bittermandel, deren Blüten reizend duften. Der bittersüße Duft ist ein ephemeres Blütenerlebnis, denn der Nektar trägt einen anderen Geschmack im Honig.

Viele liebe Grüße
Erika

Nicole Wermers

Birgit Frank

Judith Raum

Konstantin Gricic

bankleer

Göran Gnaudschun

Esra Ersen

Eike Roswag

Emmanuel Heringer

Matthias Weischer