Dal giardino (55)


12. März 2024

Ciao a tutt*,

diese beiden kleinwüchsigen ausdauernden Parkwiesengewächse sind im zeitigen Frühjahr einfach traumhaft anzusehen. Die leuchtenden Blütenteppiche entstehen auf natürliche Art und Weise – ohne menschliches Zutun. Die Pflanzen entscheiden nicht immer, wohin ihre leichten Samen getragen werden, sondern geben sich den Elementen hin: sie nutzen die Kräfte des Regenwassers, den Wind, aber auch kleine Tiere, um ihr Areal weitreichend zu vergrößern. Sie sind jedoch auch in der Lage, sich vegetativ zu vermehren – das heißt ortsstet. Letztendlich verfolgen sie eine Doppel-Strategie. Ein auf den ersten Blick unsichtbares Spiel, das sich seit Jahrhunderten am Wiesenboden abspielt. Das Ergebnis zeigt sich im darauffolgenden Frühjahr, wenn sich die farbigen Blüten öffnen und einen süßen Duft verströmen.

Die Pflanzen brauchen keine besonderen Pflegemaßnahmen. Das Einzige, was sie wirklich brauchen, sind ein paar Sonnenstrahlen (Lichtintensität und Tageslänge). Wir halten deswegen die Wiesen am Anfang des Jahres kurz, dass sie sich gut entfalten. Die mittlere Hochwiese werden wir ab jetzt nicht mehr mähen, denn dort sprießen schon die (ab Mitte April) gelb blühenden Hahnenfuß aus der Erde. Dazu gesellen sich ein paar Zwiebelblumen. Sie wachsen bei der Amphore. Am Halbkreis vor Studio 7 dominieren weiße Gänseblümchen die Wiesenflächen, am Eingang, wo die alten Obstbäume stehen, sind es die Duftviolen. Die Veilchen blühen in vielen Farbtönen: darunter die edlen Dunkelvioletten, die hellen Fliederfarbigen und alle möglichen Farbtöne dazwischen. Dazu ein paar Weiße und hier und da ein Rosafarbiges.

Beide Blumengewächse sind schon seit der Antike bekannt. Plinius erwähnt das Gänseblümchen sogar in seinen Aufzeichnungen. Die Blütenknospen sind essbar, ebenso wie die Blüte an sich und die jungen Rosetten-Blätter. Jeder Pflanzenteil hat seinen eigenen Geschmack, der von nussig bis bitter reicht.

Seine weite Verbreitung hat das europäische Bellis perennis mit der globalen Errichtung von Parkflächen erlangt. Denn in jeder Grassamenmischung, auch jener, die man bis ans Ende der Welt verschifft hat, befinden sich Gänseblümchensamen. Denjenigen Gärtnern, die einen englischen Rasen erzielen möchten, also eine kurz gehaltene Gras-Monokultur – frisch und sattgrün – ist das Gänseblümchen ein Dorn im Auge.

Die viola odorata fühlt sich vor allem im Halbschatten wohl. Das kommt dem Park zugute, denn die meisten Flächen sind halbschattig. Die vielen kleinen Blüten verströmen einen süßen, lieblichen Duft, der leider bisher kaum wahrzunehmen war, denn es braucht dazu sonniges, warmes Wetter. Ihn zu extrahieren und zu konservieren ist nicht ganz einfach. Eine Möglichkeit gibt es: und zwar wenn die Bienen den Nektar in Honig umwandeln.

Bienen und Wildbienen bevorzugen Duftveilchen, Fliegen lieben Gänseblümchen. Diese beiden Frühlingsblüher sind aus einem naturnahen Garten nicht wegzudenken, weil sie für frischen Blütenstaub und köstlichen Nektar im frühen Jahr sorgen.
Bei einem Spaziergang zaubern sie uns ein Lächeln ins Gesicht, denn ihre Blütenteppiche sind unverhofft, jedoch beständig. Wir können uns auf ihr Erscheinen im nächsten Jahr verlassen. Die vielen kleinen, weißen Röhrenblüten, die die Blüte (des Korbblütlers) ausmachen, kennt schon jedes Kind. (Er liebt mich, er liebt mich nicht...)

Viele Grüße
Erika

Stefan Hanke

Isa Melsheimer

Ulrich Schwarz

Jan Liesegang

Stefan Sagmeister

Via Lewandowsky

Bettina Allamoda

Jana Gunstheimer

Bernd Bess

Emmanuel Heringer