Dal giardino (58)


7. Mai 2024

Ciao a tutti,

der Frühsommer lässt grüßen und natürlich gibt es einen Gartenbrief zum blühenden Mohnfeld am Eingang.

Der rote Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) kam das erste Mal ans Tageslicht, 10 Monate nachdem wir den temporären Gemüsegarten von Benedikt Hipp auflösten.

Es wurde umgegraben und ausgerissen und die Fläche sah im Herbst aus wie ein Schlachtfeld. Es war im späten Herbst 2021. Dann sollte die Fläche wieder mit Grassamen eingesät werden, denn das Teilstück gehört zum repräsentativen Bereich.

Bis das Rasensaatgut kam verstrichen die Tage und es wurde Winter. Die Fläche war eine offene Bodenfläche, die Anfang September eingeebnet war. Wir überließen die Fläche somit ihrem Schicksal. Die „“Unkräuter“ zögerten nicht lange und besiedelten den offenen Boden. Als ich mir im zeitigen Frühjahr die Fläche genauer ansah, stellte ich fest, dass die gesamte Fläche von blühenden Einjährigen besiedelt war. Ich schmiedete einen Plan sie blühen zu lassen, denn die vielen Einjährigen, die im April/Mai zur Blüte kamen, sollten dies auch tun. Gemeinsam mit Rompreisträgern fingen wir an, einen Teil der kleinen Sprösslinge in das lange Beet hinter den Studios umzupflanzen, denn die Lantana waren noch sehr klein und das Beet war nahezu nackt. (Deswegen wachsen dort immer noch vereinzelt Wildblumen, die wir damals umsiedelten.)

Der Nebeneffekt dieser Aktion im Februar war, dass wir noch mehr Erde freilegten, dort wo die Samen seit Jahrzehnten im Boden schlummerten… so kamen sie ans Licht. Und so blühte das Mohnfeld Ende April/Anfang Mai gigantisch. Es war über und über mit rotem Mohn übersät.

Ein Boden ist an sich voller Samen. Sie keimen erst, wenn sie ans Licht kommen und Zugang zu Wasser haben. Ansonsten schlummern sie. Die Zeitkapseln des Lebens. Sie sind oft sehr lange in einem Überdauerungszustand. Wenn sich die Umweltbedingungen ändern, wird die gespeicherte Energie mobilisiert und das Samenkorn keimt. Auch wenn das Samenkorn noch so klein ist, enthält es schon einen fertig geformten Pflanzenembryo.
Wie dem auch sei, die roten Mohnpflanzen, die heute blühen, stammen aus vergangen Tagen, denn bevor das Grundstück 1910 von Maximilian Zürcher landschafts-architektonisch umgestaltet wurde, war es verlassenes Wiesen- und Weideland. Auf dem Grundstück stand nur eine (verwahrloste) Zypressenallee und ein paar Pinien, so steht es geschrieben. Die Rasendecke, die man fortan pflegte, verhinderte den Wuchs von Mohn. Jetzt ist er wieder da.

Dieses Jahr steht er in Gesellschaft mit dem Blaumohn (Papaver somniferum), der im Oktober dazukam. Zum Glück wurden die Samen nicht von den Vögeln gefressen.
Es sollen noch Koriander und Fenchel wachsen. Die Körner hatte ich bei einem Bioladen gekauft. Sie werden eigentlich zum Backen und Kochen verwendet. Der Lein, der eben geblüht hat, stammte auch aus dem Bioladen. Der Blaumohn, der im Feld tiefviolett blüht, ist der gute Mohn zum Backen. Die Blütenfarbe war mir unbekannt, als ich die Samen auswarf. Ich hatte Glück, denn die Farbkombination Rot/Orange und Lila ist einfach wunderbar und sie ist auf dem Gelände der Villa Massimo relativ häufig anzutreffen. Ich finde auch, sie trifft genau die Stimmung des Geländes. Auf der Wiese vor Studio 1-2 blühte im letzten Jahr der Goldmohn, der leider dieses Jahr von den Disteln überwachsen wurde!

„Die Farben verbinden für mich das Waldige, Dunkle, Saure (Violett) mit dem Offenen, Warmen, Sonnigen (Orange). Sie unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung, Symbole von Vergangenem und Zukünftigen. Stefano Mancuso, Biologe und Professor für Pflanzenkunde, hat einmal gesagt, dass Rom im Jahr 2050 klimatisch dem heutigen Tunis ähneln wird. Das heißt, wir gehen in die eine Richtung: mehr Goldmohn!“ (Auszug aus dem Gartenbrief #39 vom 17.5.2023)

Was mich am Mohn fasziniert ist, dass wir ihn im Grunde nur in den Tagen seiner Blüte wahrnehmen, danach vergessen wir ihn. Sein Auftritt im Jahreslauf ist kurz, aber prägnant, danach geht er wieder in den Überdauerungszustand über. Die meiste Zeit verbringt er so.

Der Schlafmohn (Papaver somniferum) wurde schon in der Jungsteinzeit in Europa angebaut. Er stammt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeerraum und zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Im antiken Rom wächst der rote Klatschmohn überall zwischen den Ruinen.
Wenn ihr in diesen Tagen aufs Land fahrt und durch das Latium streift, dann seht ihr überall rot leuchtende Mohnfelder. Sie wachsen in Kombination mit einer gelben Wildblume, in der Uckermark in der Nähe von Berlin hingegen sind die Felder blau-rot, Mohnfelder in Gesellschaft der Kornblume. Die nächsten Kornblumen (liebe Susanne) wachsen auf den biologisch bewirtschafteten Linsenfeldern in der Hochebene bei Castelluccio di Norcia. Die Blüte von Castelluccio di Norcia. Dort blühen sie zwischen den Linsen, aber es blühen auch Mohn, Margariten, Klee…Es ist eine bunte Mischung. Die „Fioritura di Castelluccio“ im Parco Nationale dei Monti Sibillini ist unbeschreiblich schön. Ein echtes Blütenerlebnis. Am Wochenende ist man bestimmt nicht alleine unterwegs, sondern teilt sich das Blütenspektakel mit mehreren Tausend Menschen, die (auch) Blüten fotografieren. Die Hochebene, umgeben von den Monti Sibillini, liegt im Erdbebengebiet. Leider ist die Hälfte des kleine Dorfs Castelluccio einem Erdbeben zum Opfer gefallen. Es wird nun abgerissen. Die Szenerie ist hochdramatisch, denn es zählte einst zu den schönsten Dörfern in Umbrien.

Im Gegensatz zu den riesigen Blütenfeldern ist unser kleines Mohnfeld natürlich zwergenhaft. In Rom hingegen ist unser Mohnfeld einzigartig, denn kuratierte Wildflächen gibt es hier (noch) nicht zu finden.
Der Blaumohn ist morphinarm, das heißt, es lohnt sich nicht, die Samenkapsel anzuritzen und den Milchsaft zu sammeln. Ich werde auf jeden Fall ein paar reife Samenkapsel sammeln und den Mohn im Herbst wieder aussäen. Für einen Mohnkuchen wird’s leider nicht reichen, da müssten wir schon die gesamte Wiese mit Mohn anbauen.

viele liebe Grüße
Erika

Leni Hoffman

Jan Liesegang

Fakt

Eli Cortiñas

Ernst - Scho - Stroetges

Via Lewandowsky

Benedikt Hipp

Bernd Bess

Something Fantastic

Judith Raum