Panorama delle Api

(Alfredo Thiermann, in Zusammenarbeit mit Michelle Gravel und Johanna Unzueta)

Wie würde eine Biene ein Bild eines fernen, entgrenzten, ihr fremden Gebietes wahrnehmen?
Panorama delle Api ist ein kreisförmiger Raum, der hauptsächlich durch Vegetation begrenzt ist und sich im Park der Villa Massimo, auf den Wiesen hinter den Studios, befindet. Mit einem Durchmesser und einer Höhe von fünf Metern ist er dem Anbau einer scheinbar gewöhnlichen Pflanze, der Cobaea Scandens, gewidmet.

Die Cobaea Scandens wurde erstmals zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert vom amerikanischen Kontinent nach Europa gebracht. Die Beschreibung, Darstellung, Interpretation und Einführung dieser Pflanzenart in Europa zeugt davon, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Pflanzen in den letzten vier Jahrhunderten verändert hat. Die Cobea Scandens ist nach Bernabé Cobo benannt, einem jesuitischen Missionar, der diese Pflanze als erster in seinem Buch Historia del Nuevo Mundo (1653) wegen ihrer medizinischen Eigenschaften und ihrer Verbindung zu indigenem Wissen beschrieben hat.

Die Pflanze wurde verschiedenen Beschreibungen, Interpretationen und Instrumentalisierungen unterzogen, bis sie in Nordeuropa weite Verbreitung fand und auf den Status einer saisonalen Zierpflanze reduziert wurde. Die außergewöhnliche Geschichte dieser gewöhnlichen Pflanze ist ein Archiv der Prozesse des Transfers, der Migration und der Kolonisierung, die das Wissen über die natürliche Welt durchlaufen hat.
Panorama delle Api ist den wenigen privilegierten Personen gewidmet, die das Glück haben, im Garten der Villa Massimo zu leben oder ihn zu besuchen. Vor allem ist es jedoch den Bestäuberinsekten gewidmet, die eingezäunte Gärten und feste Wände und Mauern radikal ignorieren, indem sie einfach über sie hinwegfliegen.

Das Projekt bestand aus einem kollektiven Webprozess mehrerer Migrant:innen, der durch die Anwendung ihres überlieferten Wissens und ihrer Techniken entwickelt wurde. Die Stahlstruktur wurde von Turba Tol - Hol Hol Tol wiederverwendet, dem chilenischen Pavillon, der auf der 59. Kunstbiennale in Venedig präsentiert wurde. Gemeinsam haben die Künstlerinnen Johanna Unzueta und Michelle Gravel mit gewachstem Baumwollfaden aus Umbrien die Wege für das Wachstum der Pflanzen gewebt. Im Dialog mit Erika Mayr, Gärtnerin und Imkerin, züchteten Michelle Gravel und Alfredo Thiermann während ihres Aufenthalts in der Villa Massimo in ihrem Studio aus den Samen der Cobaea Scandens 63 Pflanzen und untersuchten und dokumentierten dabei sorgfältig ihr Wachstum sowie ihre verflochtene natürliche, kulturelle und politische Geschichte.

Alfredo Thiermann

Gustav Düsing

Julian Rosefeldt

Charlotte Seither

Jay Schwartz

Fabian A. Wagner

Emmanuel Heringer

Something Fantastic

Fanelsa - Matauschek

Eike König

Gordon Kampe